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Sieben Fragen an Lars Hunsche (SDG Investments)

Lars Hunsche ist Mitgründer der SDG Investments®. Diese Matching-Plattform für Finanzierungs- und Anlageprodukte orientiert sich an den 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals = SDGs) der Vereinten Nationen. Über die Plattform finden registrierte professionelle und institutionelle Investoren nachhaltige Kapitalanlagen, die ihren individuellen Anlagekriterien entsprechen. Für fairzinsung beantwortete er die folgenden Fragen.

Herr Hunsche, vor drei Jahren haben Sie die SDG Investments mit gegründet, die sich an den  17 globalen Nachhaltigkeitszielen orientiert. Wann waren Sie selbst zum ersten Mal mit dem Thema Nachhaltigkeit konfrontiert?

Früher war Nachhaltigkeit für mich immer gleichbedeutend mit Umweltschutz. Schon in meinem Elternhaus wurde viel recycelt und es gab nur Getränke in Pfandflaschen. Zur Schule fuhr man immer mit dem Fahrrad, weil es praktisch und gesund war. Als ich mein erstes Auto kaufte, habe ich darauf geachtet, dass es bleifreies Benzin fahren konnte. Es gab dann auch in Deutschland die kostenlose Nachrüstung eines Katalysators, was ich sofort wahrgenommen habe. In der Berufsausbildung bin ich nur mit dem Auto gefahren, wenn ich einen Anzug tragen musste.

„Wenn man bei jedem Investment die Nachhaltigkeit berücksichtigt, kann sehr viel bewegt werden.“

Sie arbeiten in der Finanzbranche. Die kommt aber bei den 17 Zielen gar nicht vor. Da könnten Sie sich ja bequem zurücklehnen und sagen: Dann muss ich da ja nichts tun?

Im Gegenteil! Die Finanzbranche kann und muss den wesentlichen Beitrag zu den 17 Zielen leisten. Es besteht ein enormer Finanzbedarf, um die 17 Ziele zu erreichen. Das kann nicht ein Staat allein leisten, dazu braucht man viel privates Geld. Wenn man bei jedem Investment die Nachhaltigkeit berücksichtigt, kann sehr viel bewegt werden.

Sie kennen sich sehr gut aus in der internationalen Investorenszene. Haben Sie den Eindruck, dass sich dort ein Bewusstseinswandel vollzogen hat, oder interessieren sich nach wie vor nur ein paar wenige für Nachhaltigkeit?

Dazu muss man nach Ländern unterscheiden. In einigen Ländern wie zum Beispiel den USA und den Niederlanden ist das Thema schon weit. In Deutschland fangen wir gerade erst an. Es ist zurzeit noch ein Nischenthema, gewinnt aber stark an Bedeutung.

Welche Instrumente setzen Sie ein, um ein Finanzprodukt auf SDG-Wirksamkeit zu prüfen?

Da wir nicht die Deutungshoheit in diesem Bereich haben und als Finanzdienstleister ja auch parteiisch sind, brauchen wir einen neutralen Partner. Wir haben dazu eine Kooperation mit dem führenden Research- und Beratungsinstitut für Nachhaltigkeit imug geschlossen. Imug besteht seit 25 Jahren und genießt bei institutionellen Investoren eine hohe Akzeptanz. Imug prüft, ob ein Projekt mindestens eines der 17 Ziele fördert, und insgesamt keine negativen Einflüsse hat. Erst wenn das gewährleistet ist, schauen wir uns ein Projekt näher an.

Eines der 17 Ziele heißt „Maßnahmen zum Klimaschutz“. Dafür setzt sich etwa die „Fridays for Future“-Bewegung ein. Deren Initiatorin Greta Thunberg ist für den Friedensnobelpreis nominiert. Hat Sie das überrascht, dass eine 16-jährige Schülerin so viel in Bewegung setzen kann?

Ja, das ist bemerkenswert. Es ist ja enorm wichtig, dass zukünftige Generationen sich für dieses Thema interessieren und aktiv werden.

„Die Erwachsenen müssen so aktiv werden, dass die Schüler in Ruhe am Unterricht teilnehmen können“

Mit der SDG Investments haben Sie sich auf eine bestimmte Aufgabe spezialisiert. Sie gehören somit zu den „Profis“ im Bereich Nachhaltigkeit, von denen kürzlich Friedrich Merz sagte, ihnen sollten die demonstrierenden engagierten Schüler doch besser das Thema überlassen. Denken Sie das auch?

Die Demonstrationen der Schüler erzeugen eine hohe Aufmerksamkeit und üben auch Druck auf die Politik aus. Das ist grundsätzlich hilfreich. Allerdings findet in der Zeit der Demonstration kein Unterricht statt und Bildung ist ja auch eines der SDG Ziele. Ich denke wir dürfen die junge Generation nicht allein lassen, sondern die Erwachsenen müssen so aktiv werden, dass die Schüler in Ruhe am Unterricht teilnehmen können. Erwachsene haben die finanziellen Mittel und sind ja auch Konsumenten. Mit einem Fokus auf die SDG Ziele könnten diese viel erreichen.

Achten Sie selbst in ihrem privaten und beruflichen Alltag auf nachhaltige Wirksamkeit, wo kommt das zum Tragen?

Absolut. Ich wohne im Ruhrgebiet und pendle oft nach Frankfurt. Seit 14 Jahren nehme ich da in erster Linie die Bahn. Früher aus Bequemlichkeit, heute auch aus Umweltschutzgründen. Ab und zu muss ich mal fliegen, bin mir aber sehr bewusst, dass das schlechter für die Umwelt ist. Schon in 2004 habe ich mein damaliges Auto mit einem Dieselpartikelfilter nachgerüstet. Damals war ich einer der ersten und ich wurde oft gefragt warum. Dann habe ich einen anderen extra sparsamen Diesel gekauft. Nach dem Dieselskandal bin ich auf ein Elektroauto umgestiegen. Da sich der Umweltvorteil erst nach mehreren 10.000 km einstellt, habe ich ein Gebrauchtes gekauft. Als Hobbyradsportler kaufe ich meine Räder auch gerne mal gebraucht und verlängere so deren Nutzung. Grundsätzlich kaufe ich Qualitätsprodukte, die ich lange nutze. Bei meinem Haus habe ich schon vor über 10 Jahren das Dach gedämmt und moderne Fenster eingebaut. Wenn ich etwas nicht mehr brauche, verkaufe oder verschenke ich es. Plastik versucht unsere Familie so gut wie möglich zu vermeiden. Für Schulwege bilden wir mit anderen Eltern Fahrgemeinschaften, wenn der Bus mal nicht fährt oder die Kinder ihre Musikinstrumente mitnehmen müssen.

In unserer Firma versuchen wir, Ausdrucke zu vermeiden. Kugelschreiber sind aus Bambus. Wir machen das Licht aus, wenn es nicht nötig ist und benutzen Handtücher, die wir waschen und keine Einmalhandtücher.

Die fairzinsung-Redaktion bedankt sich bei Lars Hunsche für seine ausführlichen Antworten und dass er sich die nötige Zeit dafür genommen hat. Die Fragen stellte Bodo Woltiri.

Kontakt zu Lars Hunsche: E-Mail|  lars.hunsche@sdg-investments.com

Mehr Infos zu den SDGs: 17_Ziele ; zu sdg Investments: sdg-investments.com

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