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Mit altem Plastik neue Straßen bauen

Plastikmüll für den Bau neuer Straßen verwenden: Das ist die Idee der Gründer von EcoPals, unseres grünen Startups des Monats Januar.

Das grüne Startup des Monats EcoPals nutzt Kunststoffabfälle für den Straßenbau

„Ein kleines Stück Asphalt, aber ein Meilenstein auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft!“ So freuten sich Fabien Matthias, Maximilian Redwitz und Jonas Varga über den Bau der Teststrecke in Österreich kurz vor Weihnachten 2020. Die drei Gründer des Fraunhofer Spin-offs EcoPals sind der Marktreife ihrer Idee ein großes Stück näher gekommen: Plastikmüll für den Bau neuer Straßen verwenden. Wie sie dazu kamen, lesen Sie im folgenden Beitrag über das grüne Startup des Monats Januar.

Der Anfang in Nepal: kleine, agile Unternehmen schaffen Zukunftsperspektiven

Alles begann 2015 in Nepal:  Der Abiturient Fabien Matthias arbeitete als Englisch-Lehrer für eine Entwicklungshilfe-Organisation, als die gesamte Region des südlichen Himalaya von einem verheerenden Erdbeben erschüttert wurde. Auch die Schule, in der Fabien unterrichtete, wurde beschädigt. Die Region war wochenlang abgeschnitten von internationaler Unterstützung, Hilfszusagen für den Wiederaufbau der Schule wurden nicht erfüllt. Da wurde Mattias selbst aktiv und gründete gemeinsam mit Jonas Varga und weiteren Kommilitonen eine NGO für effektive Soforthilfe. Der Erfolg und auch die Lerneffekte bei den Projekten vor Ort ließen die beiden Gründer erkennen: Kleine, agile Unternehmen können wirkungsvolle Problemlöser sein und neue Zukunftsperspektiven schaffen.

Zivilisationsmüll für den Ausbau des Straßennetzes

Ein kleines Stück Asphalt, aber ein Meilenstein auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft: Maximilian Redwitz (l.) und Jonas Varga (r.) von ECOPALS freuen sich über den Bau der Teststrecke. (Foto: ECOPALS)

Während des großen Bebens fehlte es den Nepalesen weder an Hilfe aus dem Ausland noch an engagierten Helfern oder Spenden in Form von Nahrungsmitteln oder medizinischen Gütern. Das Grundproblem bestand vielmehr in den zu engen und schlecht gewarteten Straßen, auf denen die regionale Versorgung vor allem in Krisenzeiten kaum möglich ist. Die beiden jungen Sozial-Unternehmer erkannten schnell, dass dieses Problem nur mit regionalen Ressourcen zu lösen war. Dabei kam eine  schnell wachsende und bisher ungenutzte Ressource ins Blickfeld: die riesigen Müllkippen, auf denen überwiegend Einweg-Plastik deponiert wurde. Die Flaschen und Behälter aus Multilayer-Plastik, dem verbreiteten Verbund verschiedener Plastik-Varianten, konnte nicht mit den bekannten Verfahren recycelt und wiederverwertet werden. Könnte man diese gigantische Ressource für den Ausbau des Straßennetzes in Nepal nutzen?

Mit dieser Frage machten sich Jonas und Fabien an die Arbeit und kontaktierten Forscher und Technologiezentren. Ein indischer Professor lieferte erste Anhaltspunkte, dass Plastik-Elemente das erdölbasierte Bitumen in Straßenbau-Asphalt teilweise ersetzen können und über interessante neue Materialeigenschaften verfügen.

Das Ziel: Kunststoffabfälle im Straßenbau einsetzen und damit die Recycle-Quote erhöhen

Ein Forscherteam des Fraunhofer-Instituts für Chemische Technologie (ICT) in Karlsruhe hatte bereits Jahre zuvor im Zuge eines Industrieprojekts die Möglichkeit nachgewiesen, Bitumen durch Plastik zu ersetzen. Ein konkretes Anwendungsszenario konnte aber trotz offenkundiger Vorteile noch nicht gefunden werden. Das änderte sich, als die beiden Studenten mit ihrer Geschäftsidee auf die Fraunhofer-Forscher Gudrun Gräbe und Torsten Müller trafen. Ein fachlich spezialisiertes und hoch motiviertes Team entstand. Sein Ziel: Kunststoffabfälle im Straßenbau einzusetzen und somit die Recycle-Quote zu erhöhen.

Auf dem Weg von der Idee zum Geschäftsmodell

EcoPals ist nun ein Spin-off-Projekt im Rahmen des AHEAD-Programms von Fraunhofer Venture. Die  Forscher und Gründer verfolgen inzwischen ein binäres Geschäftsmodell: Neben der technologie-basierten Problemlösung in Nepal haben sie ein zweites Standbein identifiziert, das für die Asphalt-Industrie weltweit interessant werden könnte: Mit Fraunhofer-Technologie lassen sich sowohl die CO2-Emissionen reduzieren, als auch die Materialkosten für hochwertigen Straßenasphalt reduzieren, weil der Rohstoff – nicht-recycelbares Plastik  – im Überfluss vorhanden ist und als Deponiemüll sogar Kosten verursacht.

Das ECOPALS-Team (v.l.n.r.): Maximilian Redwitz, Jonas Varga, Fabien Matthias, Gudrun Gräbe, Torsten Müller. (Foto: ECOPALS)

Für den Erfolg des Projekts muss das EcoPals-Team nun beweisen, dass es die Herausforderungen einer Gründung von der guten Idee bis hin zum marktfähigen Produkt meistern kann. Gemeinsam mit der Rhomberg Group wurde nun die erste Teststrecke gebaut und hiermit ein erster wichtiger Schritt getan.  „Der entscheidende Meilenstein ist nun, gemeinsam mit einer Kommune, einem Asphalt-Zulieferer, einem Straßenbau-Unternehmen und mit Playern der Abfallwirtschaft weitere Straßenbauprojekte zu realisieren“, so Dominik Malter, der EcoPals als Venture Manager begleitet (1).

(1) Quelle: https://www.fraunhoferventure.de/de/news/presse-2020/ecopals.html

Warum ist ecopals nachhaltig? 

Auf der einen Seite können wir nicht recyclingfähigem Kunststoff einen weiteren Lebenszyklus geben, der somit nicht mehr auf Mülldeponien oder in der Verbrennung landet. Auf der anderen Seite ersetzen wir bis zu 10% des Bitumenanteils (ein Rohprodukt) einer Straße mit diesen Kunststoffen (ein weiteres Rohprodukt) und senken somit den gesamten Rohölverbrauch des Straßenbaus. Alleine durch das Ersetzen des Bitumen (also ohne den ökologischen Fußabdruck vom Deponieren oder vom Verbrennen mit eingerechnet) sparen wir 1,1 Tonnen CO2 pro eingesetzter Tonne unseres Kunststoffs ein.

Kontakt: 

Fabien Matthias

Hiddenseer Str. 8

10437 Berlin

f.matthias@ecopals.de

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